Studie: Schlechte Zahlungsmoral bringt europäische Unternehmen in Existenznot.

ZeitZeit
  • Zahlungsmoral ist seit 2019 deutlich gesunken.
  • Unternehmen geraten durch verspätete Zahlungen in Liquiditätsengpässe.
  • Immer mehr Firmen lagern ihr Forderungsmanagement an externe Partner aus.
  • Das Angebot an digitalen Zahlungsmethoden für Kund*innen wächst.

Für viele europäische Unternehmen geht es ums Ganze: Weil Kund*innen Rechnungen spät oder gar nicht bezahlen, ist jedes fünfte Unternehmen bedroht. Wie ernst die Lage ist, zeigt die EOS Studie „Europäische Zahlungsgewohnheiten“, für die 3.200 Finanzentscheider*innen aus 16 europäischen Ländern befragt wurden.

EOS Studie Europäische Zahlungsgewohnheiten: Wie viele Zahlungen werden verspätet oder gar nicht geleistet: 19 Prozent in Westeuropa, 24 Prozent in Osteuropa, 21 Prozent in Gesamteuropa.
Inzwischen zahlt in westeuropäischen Ländern jede*r fünfte Kund*in verspätet oder gar nicht, in Osteuropa ist es jede*r vierte – auch in der Schweiz sind 20% der Zahlungen verspätet oder uneinbringlich. 

Und ein Umstand verschärft die Aussagekraft dieser Zahlen noch. Die Unternehmen hatten im selben Zeitraum ihre Zahlungsziele geändert – zum Vorteil der Kund*innen. Europaweit hat sich die durchschnittliche Zahlungsfrist von 33 Tagen im Jahr 2019 auf 37 Tage im Jahr 2022 verlängert. Aber trotz der grosszügigeren Zahlungsziele überzogen die verspäteten Zahler*innen die Fristen deutlicher als in den vergangenen Jahren. Im Schnitt beglichen sie offene Rechnungen 23 Tage nach Fristende – das ist somit der höchste Stand seit 2014.
EOS Studie Europäische Zahlungsgewohnheiten: Zahlungsziele seit 2019 von 33 auf 37 Tage verlängert - und der Zahlungsverzug von 21 auf 23 Tage.

Säumige Kund*innen stecken unverschuldet in finanzieller Klemme.

Die schlechte Zahlungsmoral hat unterschiedliche Ursachen. Viele, die spät zahlen, stecken selbst in der Klemme. 60 Prozent der Unternehmen gaben als Grund für ausbleibende Zahlungen bei eigenen Geschäftskund*innen an, dass diese wiederum selbst mit Zahlungsausfällen bei eigenen Kund*innen konfrontiert sind. 43 Prozent sehen Insolvenz als Grund für den Liquiditätsengpass. Firmen mit Fokus auf Privatkund*innen nennen vor allem deren kurzfristige Liquiditätsengpässe als Grund für verspätete oder ausbleibende Zahlungen. In fast zwei Dritteln der Fälle seien die Pandemiefolgen die Ursache dafür, dass das Geld knapp ist.

Den betroffenen Gläubiger*innen hilft Ursachenforschung in Sachen schlechte Zahlungsmoral wenig. Ein Ärgernis waren Forderungsausfälle schon immer, jetzt aber werden sie zur existenziellen Bedrohung. Mehr als die Hälfte der Gläubiger-Unternehmen (51 Prozent) kämpfte laut der Studie bereits mit Gewinneinbussen und deutlich mehr als ein Drittel steckte schon selbst in Liquiditätsengpässen (42 Prozent). Infolgedessen reduzierte ein knappes Drittel seine Investitionen oder erhöhte die Preise seiner Produkte und Dienstleistungen.
Marwin Ramcke, CEO der EOS Gruppe.
Dass sich die Zahlungsmoral schon in der ersten Jahreshälfte so verschlechtert hat, ist beunruhigend. Vor allem, weil wir angesichts aktueller Wirtschaftszahlen und der hohen Inflation mit einem weiteren Rückgang des Zahlungsniveaus rechnen müssen.
Marwin Ramcke
CEO der EOS Gruppe

Unternehmen blicken pessimistisch in die Zukunft.

Das könne langfristig schwerwiegende Konsequenzen haben, sagt Marwin: „Wir brauchen nichts schönzureden: Liquiditätsmangel ist eine der häufigsten Ursachen für Insolvenzen und den Verlust von Arbeitsplätzen.“ Dabei blickten noch Anfang 2022, als die Pandemie langsam abflaute, viele Unternehmer*innen positiv in die Zukunft. Doch seit dem russischen Angriff auf die Ukraine gab es einen Stimmungsumschwung. In der Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags vom Mai 2022 erwartete jedes dritte Unternehmen, dass sich die Geschäftslage in den kommenden Monaten verschlechtern werde. „Die Studie bestätigt, was viele Konjunkturprognosen zurzeit zeigen“, sagt Marwin. „Die europäische Wirtschaft blickt aufgrund des Krieges in der Ukraine pessimistisch in die Zukunft.“ Konkret heisst das: Fast jedes vierte Unternehmen geht davon aus, dass sich das Zahlungsverhalten weiter verschlechtern wird. In der Schweiz gehen 25% der Befragten davon aus, dass sich die Zahlungsmoral verschlechtern wird.  
EOS Studie Europäische Zahlungsgewohnheiten: 24 Prozent der europäischen Unternehmen befürchten, dass sich die Zahlungsmoral deutlich verschlechtern wird, 13 Prozent glauben an eine Verbesserung.
Die EU-Kommission rechnet nicht damit, dass sich die Situation kurzfristig bessern wird – und korrigierte im Juli 2022 ihre Wachstumsprognose für das europäische Bruttoinlandsprodukt bis Jahresende auf 2,6 Prozent. Noch zu Jahresanfang hatte diese bei 4 Prozent gelegen. Gleichzeitig erwartet die Kommission für das Jahr 2022 im Euroraum eine Inflationsrate von 7,6 Prozent. Mehr als 20 Jahre lang hatte diese Rate fast durchgehend zwischen null und drei Prozent gelegen.

Externes Forderungsmanagement kann Ausfälle minimieren.

Gibt es eine Lösung? „Unternehmen sollten ihr Forderungsmanagement und ihr Mahnwesen weiter professionalisieren und die Zusammenarbeit mit einem externen Partner prüfen. Auch Forderungsverkäufe können eine gute Lösung sein“, sagt Marwin. „Als Experte finden wir Lösungen für Unternehmen und säumige Verbraucher*innen.“

Dass Unternehmen durch professionelle Hilfe die Folgen der schlechten Zahlungsmoral vermindern können, zeigen die Quoten der Inkassounternehmen. Sie konnten Zahlungen realisieren, die im Schnitt sechs Prozent des Umsatzes der Unternehmen ausmachten.

Zunehmend erkennen europäische Unternehmen diese Vorteile.
Dabei liegt Osteuropa vorne: Dort setze bereits die Hälfte der Unternehmen auf die Unterstützung externer Partner, Tendenz steigend, sagt Christina Schulz, Head of Division Management Osteuropa. „Die Unternehmen in Osteuropa profitieren von unserer Expertise im Forderungsmanagement und können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.“ Das helfe nicht nur den Gläubigerunternehmen, sondern der Volkswirtschaft insgesamt, sagt Christina: „Gerade angesichts schwieriger Wirtschaftszahlen gilt: Inkassounternehmen sind für Unternehmen und den Wirtschaftskreislauf eine wichtige Stütze, weil sie Liquidität zurückführen.“

Von 2019 bis 2022 hat sich der Anteil der europäischen Unternehmen, die mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten, um offene Forderungen zu realisieren, von 42 auf 46 Prozent gesteigert. Viele wählen die EOS Gruppe als Geschäftspartner: „Als Experte für digitales Forderungsmanagement und dank unserer internationalen Expertise auf dem NPL-Markt sind wir einer der führenden Anbieter in der Branche“, sagt Marwin. „Wir bieten faire Preise und versorgen Unternehmen schnell mit Liquidität.“
Christina Schulz, Head of Division Management Eastern Europe.
Die Unternehmen in Osteuropa profitieren von unserer Expertise im Forderungsmanagement. Gerade angesichts schwieriger Wirtschaftszahlen gilt: Inkassounternehmen sind für Unternehmen und den Wirtschaftskreislauf eine wichtige Stütze, weil sie Liquidität zurückführen.
Christina Schulz
Head of Division Management Osteuropa

Digitale Zahlungsweisen minimieren Forderungsausfälle.

Parallel zum Forderungsverkauf entwickelt sich ein Trend, der das Zahlungsverhalten weiter beeinflussen könnte: Unternehmen erweitern ihr Angebot an Zahlungsweisen. So bieten 52 Prozent der europäischen Unternehmen im Privat- und 41 Prozent im Geschäftskund*innenbereich neben klassischen Möglichkeiten wie Überweisung und Bargeld bereits digitale Zahlungsmethoden an. Den höchsten Zuwachs gibt es dabei in Osteuropa. Im Vergleich zu 2019 hat sich dort die Zahl der Unternehmen, die ihren Kund*innen die Möglichkeit bieten, Rechnungen mit digitalen Zahlungsmethoden wie Apple Pay, Google Pay oder PayPal zu bezahlen, fast verdoppelt.

Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang immer wieder auftaucht, lautet „Buy now, pay later“ (BNPL). Ob sich aus dem Trend tatsächlich eine relevante Zahlungsmethode entwickelt, bleibt ungewiss. Noch fristet BNPL ein Nischendasein: Erst fünf Prozent aller europäischen Unternehmen bieten laut der Studie diese Zahlungsmethode an. Zudem kratzen Inflation und steigende Zinsen am Geschäftsmodell der BNPL-Dienstleister. Dennoch betrachten vier von zehn Unternehmen (42 Prozent) BNPL als ein Zahlungsmittel, das sich zum Pendant der Kreditkarte entwickeln kann. Und fast ebenso viele erklärten, es sei „ein Muss“ diese Zahlungsmethode anzubieten (39 Prozent). Ein Beispiel dafür ist die Deutsche Bank, die ein eigenes BNPL-Angebot aufbauen will. Zumindest bei diesem Thema also herrscht leichter Optimismus.

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Sabrina Ebeling, People Lead Corporate Communications & Marketing at EOS

Sabrina Ebeling
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