Kein Zins, aber Gewinn? So funktionieren Null-Prozent-Finanzierungen.

Ratenzahlungen ohne Zinsen sind längst keine Ausnahme mehr. Wir erklären, wie sich Null-Prozent-Finanzierungen für Anbieter rechnen können und was Verbraucher und Verbraucherinnen über die Funktionsweise wissen müssen.

Ein neues Bett, ein neuer Computer, sogar ein neues Auto: Dafür müssen Kunden und Kundinnen den gesamten Kaufpreis nicht auf einmal zahlen. Aber während bei Ratenzahlungen in der Laufzeit zusätzlich Zinsen fällig werden, wächst seit Jahren das Angebot an Null-Prozent-Finanzierungen.

Der Vorteil für Verbraucher und Verbraucherinnen scheint auf der Hand zu liegen: Sie können einkaufen, ohne auf einen Schlag eine hohe Summe Geld auszugeben. Aber welchen Vorteil bietet die Finanzierung für die Verkäufer und Verkäuferinnen, die ihrer Kundschaft ihre Ware zu scheinbar so großzügigen Bedingungen überlassen?  Und wie funktioniert die Null-Prozent-Finanzierung eigentlich rechnerisch?
Alleine im Einzelhandel wurden 2017 20% Ratenkredite abgeschlossen. Gerade die Möglichkeit des Ratenkaufs war für 63% der Kunden der ausschlaggebende Punkt, wieso sie den Kauf getätigt haben. Dieser Vertrag wird jedoch nicht mit dem Handelsbetrieb ab, sondern mit einer Bank. Die Bank zahlt den Kaufpreis an den Händler und übernimmt das Risiko von ausbleibenden Raten.

Geschäftstreibende erreichen Kundschaft, die sonst nicht kaufen würde.

Gerade für Elektronikmärkte, Möbel- und Autohäuser gibt es viel zu gewinnen. Und das, ohne dass sie dafür ein großes Risiko eingingen. Die attraktive Finanzierung ist für sie gleich in doppelter Hinsicht ein Marketinginstrument. Zum einen, weil sie so Käuferinnen und Käufer gewinnen können, die ohne dieses Angebot nicht kaufen würden. Laut einer repräsentativen Studie des Bankenfachverbands aus dem Jahr 2017 wurden 20 Prozent aller Ratenkredite im Einzelhandel abgeschlossen. 63 Prozent der Kreditnehmerinnen und -nehmer gaben an, dass sie den Kauf nicht getätigt hätten, wenn keine Rate angeboten worden wäre. Zum anderen kann schon das Werben mit einer Null-Prozent-Finanzierung Interessierte in die Läden ziehen, selbst wenn diese das Angebot letztlich gar nicht wahrnehmen.

Den Finanzierungsvertrag, der meist über zwölf bis 36 Monate läuft, schließen Kundinnen und Kunden aber nicht mit dem Händlerbetrieb ab, sondern mit einer Bank. Das ist schon aus rechtlichen Gründen nicht anders möglich; denn eine Null-Prozent-Finanzierung ist genau genommen kein Kauf auf Raten, sondern ein Null-Prozent-Kredit. Die Bank zahlt dem Händlerbetrieb dafür den Kaufpreis. Und übernimmt dessen Risiko: Bedient die Kundin oder der Kunde den Kredit nicht, muss das Geldinstitut den ausstehenden Betrag einfordern.
Der Kunden geht einen Null-Prozent-Finanzierungsvertrag mit der Bank ein und nicht mit dem Händler.

Null-Prozent-Finanzierung: So lohnt sich der Kredit für Unternehmen.

Die Banken erhalten dafür die Daten der Käufer und Käuferinnen. Sie können diese ansprechen und ihnen möglicherweise weitere Produkte anbieten, etwa Kreditausfallversicherungen oder sogenannte Cash Cards, also Kreditkarten mit einem festgelegten Verfügungsrahmen. Neukundenakquise um die Ecke sozusagen.

Oft lassen sich die Geldhäuser von den Händlerbetrieben die Zinsen bezahlen, die Kreditnehmende bei einem regulären Kredit über die Laufzeit hinweg hätten zahlen müssen. Oder das Anbieterinstitut des Kredits erhält eine Art Preisnachlass vom Verkäuferbetrieb – die Summe, die es diesem auszahlt, ist also niedriger als der Verkaufspreis der Ware. Dennoch lohnt sich das Geschäft für die Händlerinnen und Händler: Sie gleichen ihre Zahlungen an die Bank meist durch einen höheren Verkaufspreis aus.

Einige Unternehmen, etwa große Elektronikkonzerne, können es sich zudem leisten, Banken ohne Gegenleistung für solche Verträge einzuspannen. Schlicht aus dem Grund, dass die Einzelhandelsbetriebe sie dafür auch regelmäßig als Partner bei anderen, regulären Finanzierungen einsetzen. In der Regel aber lassen sich die Banken ihr Risiko bezahlen – sprich dass sie die Aufgabe übernehmen, Zahlungen und etwaige Ausfälle einzufordern.
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